Jeder, der sich schon mal im Entferntesten mit dem Thema User Experience befasst hat, hat vermutlich von der 3-Klick-Regel gehört. Demnach soll der Nutzer lediglich dreimal klicken müssen, um zu dem gewünschten Ziel zu kommen. Sicherlich ist es gut, wenn der Nutzer nicht ewig braucht, bis er die gesuchte Information findet – aber woher kommt diese Regel ursprünglich?
In den 1990er-Jahren und zu Beginn der 2000er-Jahre gab es noch kein Highspeed-Internet. Das gute alte 56k-Modem trötete und fiepste, um eine Verbindung zum Netz herzustellen, und jeder Nutzer war es gewohnt, minutenlang auf eine sich bewegende Sanduhr zu starren, bis sich die gewünschte Seite aufgebaut hatte. Wer so lange auf die Verbindung warten muss, der will nicht mehr als dreimal klicken, um die richtigen Informationen zu bekommen.
Wo geht es nach Rom?
Heute haben die Nutzer ein anderes Erlebnis: Man ist ständig online und Seiteninhalte bauen sich im besten Fall binnen einer Sekunde auf (mehr zum Thema Geschwindigkeit verraten wir in unserem Teil 3 der Serie). Die Herausforderungen für die User Experience bestehen heute eher in der Fülle der verfügbaren Informationen sowie einer durchdachten Aufbereitung der Inhalte und der Websitestruktur. Im besten Fall erkennt der Nutzer auf den ersten Blick, welchen Button oder Navigationspunkt er wählen muss, um schnell die gesuchten Antworten zu bekommen. Dabei berücksichtigt eine optimal geplante Website, dass jeder Mensch ein anderes Nutzungsverhalten an den Tag legt. Während manch einer direkt über die Suche einsteigt, reagiert ein anderer auf Überschriften und der Nächste nutzt die Menüführung. Frei nach dem Motto „Viele Wege führen nach Rom“ sollten aber alle User auch am gleichen Ziel ankommen – nämlich in Rom in Italien und nicht versehentlich im mecklenburgischen Rom landen. Planen Sie entsprechend mehrere Wege der Nutzerführung ein und lassen Sie den User nicht in Sackgassen und auf nicht mehr vorhandenen Seiten landen.
Nutzer wollen den Weg schnell erkennen
War es in den Anfängen des Internets oberstes Ziel des Designs, besonders hip zu sein und möglichst ungewöhnliche Lösungen auszuprobieren, haben sich seither Gewohnheiten entwickelt, die es dem Nutzer erleichtern, sich auf Ihrer Website zurechtzufinden: Mit dem Häuschen kommt man zurück zum Start und ein „Play“-Button signalisiert interaktive Inhalte. In einem westlich geprägten Land erwartet der Nutzer außerdem die Navigationsmenüs eher oben und links. Solche Konventionen erleichtern es den Websitebesuchern, sich schnell auf Ihrer Seite zurechtzufinden.
Diese Konventionen wurden unter anderem in den „Usability-Gesetzen“ – der DIN-Norm EN ISO 9241-110 – festgelegt. Dort werden unter anderem Bewertungskriterien bezüglich Steuerbarkeit, Fehlertoleranz und Individualisierbarkeit aufgelistet, die eine objektive Analyse einer Website ermöglichen.
Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte
Werfen wir nun zum Abschluss noch einen Blick auf das Wichtigste: den Content Ihrer Website. Aufgrund der Komplexität verfügbarer Informationen leisten gut strukturierte Inhalte einen wichtigen Beitrag zur Benutzerführung. Inhalte müssen leicht erfassbar und entsprechend aufbereitet sein. Hilfreich sind Zwischenüberschriften und der Einsatz passender Fotos, Videos und Grafiken, um Ihre Informationen optimal zu präsentieren. Ihre Leser wollen die wichtigsten Informationen schnell erfassen. Journalisten nutzen beispielsweise die „Geschichte in der Nussschale“, um wichtige Informationen direkt am Anfang zu präsentieren und dann im Folgenden weiter auszuführen. Auch hervorgehobene Zitate mit wichtigen Kernaussagen ermöglichen es dem Nutzer, Informationen häppchenweise zu konsumieren, und erhöhen die „Snackability“.
Fazit
Die Benutzerführung sollte heutzutage dem User klare Leitplanken zur Orientierung geben. Wichtig ist dabei, dass die Gewohnheiten der Nutzer in die Gestaltung der Website mit einfließen. Lassen Sie Ihre Leser nicht im Regen stehen, sondern nehmen Sie sie an der Hand, damit jeder am Ende erfreut feststellt: „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“