Wenn es um die passende Onlinekommunikation mit Zielgruppen geht, stehen Unternehmen oft vor der Wahl: Website oder eigene App? Lesegewohnheiten, Konsumverhalten, Komfort, Interaktivität und persönliche Präferenzen der möglichen Kundinnen und Kunden machen diese Wahl zu einer wichtigen Entscheidung. Website oder doch eine App? RYZE Digital macht einen Vergleich.
Die richtige Onlinepräsenz ist entscheidend: Sie gibt vor, wie Kunden und Geschäftspartner mit Unternehmen interagieren können – und ob sie zu Stammkunden werden oder sich an Wettbewerber wenden. Während noch fast kein Unternehmen ohne Website auskommt, gibt es bei der tatsächlichen Gestaltung der Site viele Unterschiede. Schlichte informative Seiten, multimediale Storys als Infinite Scroll oder interaktive und personalisierte Shoppingerlebnisse sind nur einige der zahlreichen Möglichkeiten. Aber folgt man dem Credo „Mobile first“, stellt sich die Frage, ob nicht eine eigene App geeigneter wäre, um Zielgruppen zu begeistern.
Denn immer mehr Menschen sind nur noch über das Smartphone online. Je nach Land verbringen Nutzer ungefähr ein Drittel ihres Tages am Handy. In Deutschland sind es durchschnittlich etwa 3,3 Stunden, die Menschen mit der Nutzung von Apps verbringen – deutlich mehr Zeit als am Computer. Den nutzen die Deutschen nur noch rund eine Stunde am Tag, egal ob Laptop oder PC. In Europa haben mobile Endgeräte seit letztem Jahr einen größeren Marktanteil als Desktop-Computer.
Die Nutzungszahlen zeigen aber nur einen Teil des Verhaltens. Es kommt auch auf die Produkte und Dienstleistungen an, die ein Unternehmen anbietet. Soziale Netzwerke haben sich beispielsweise fast gänzlich auf mobile Endgeräte verlagert. Für produktives Arbeiten hingegen setzen die meisten weiterhin auf einen Computer, da das Manövrieren durch umfangreiche Excel-Tabellen und Cloudspeicher mit Tastatur und Maus immer noch leichter ist.
Welche Kriterien also den Ausschlag für eine Website oder eine App geben, hängt vom jeweiligen Fall ab. Potenzial für innovative Kundenkommunikation bieten beide, wie unser Vergleich zeigt.
Warum eine Website (oft) noch die bessere Wahl ist
Am Anfang war die Website: Onlinepräsenzen sind seit vielen Jahren Standard und in der Unternehmenskommunikation ein fester Bestandteil. Abgesehen von Kleinstunternehmen, Selbstständigen oder kleinen Geschäften, die möglicherweise nur mit Social-Media-Präsenzen auskommen, ist das Informieren über die Firmenwebsite ein nicht wegzudenkender Grundpfeiler für Unternehmen.
Dabei gibt es Websites mittlerweile in vielen verschiedenen Arten. Von statischen Informationsportalen bis hin zu interaktiven Websites oder gleich sogenannten Web-Apps. Dank Javascript, Multimediaeinbindungen und HTML 5 können Websites sehr interaktiv sein. Denn nicht nur der Lieblingsonlineshop läuft zuverlässig im Browser, auch Büroprogramme wie Microsoft Office können komplett über HTML und Co. funktionieren.
Websites bieten zudem den Vorteil, dass sie in der Regel unabhängig vom Endgerät und Betriebssystem angezeigt werden können. Solange eine Internetverbindung und ein aktueller Browser genutzt werden, wird eine Website angezeigt. Auch verbrauchen die Sites wenig Speicherplatz, es können nutzerbezogene Daten gesammelt und der Webauftritt individualisiert dargestellt werden.
Ebenso können Websites beim Komfort punkten, denn ohne App-Download sind sie schneller erreichbar für neue User. Der Punkt ist wichtig, denn die Hürde, neue Apps zu installieren, ist für die meisten Menschen deutlich höher als eine neue Website zu besuchen. Junge Unternehmen können mit einer ansprechend gestalteten Website also unter Umständen eher punkten als mit einer eigenen App, die niemand im App-Store findet.
Die Kosten für die Erstellung einer Website sind in der Regel geringer, was ein nicht zu unterschätzender Punkt ist. Denn nicht nur ist die App-Entwicklung teurer, es müssen im Zweifel auch zwei Apps entwickelt werden, die nativ mit iOS und Android zurechtkommen, zumindest wenn die Funktionen eines Smartphones vollumfänglich genutzt werden sollen. Mit Flutter von Google können Apps plattformübergreifend programmiert werden, aber auch hier ist der Aufwand im Vergleich zum Erstellen einer Site deutlich höher.
Dabei ist die App vom Erscheinungsbild her in der Regel für die User nicht von einer adaptiven Website zu unterscheiden. Mobile First hat sich auch bei Websites durchgesetzt, ein zeitgemäßes Layout passt sich an die vielen verschiedenen Displaygrößen, die genutzt werden, an. Dies machen sich auch sogenannte Hybrid-Apps zunutze, die zwar wie eine App funktionieren, aber im Endeffekt ein Browser sind, der eine Website aufruft – und dementsprechend bei den Funktionalitäten einer Website näher sind als einer App.
Ein weiterer interessanter Punkt ist die Conversion-Rate bei der Nutzung eines mobilen Geräts im Vergleich zu einem Desktop-Computer. Es scheint, dass mobile Geräte häufig zum Browsen und zur Produktsuche verwendet werden. Andererseits bevorzugen Kundinnen und Kunden Desktop-PCs für den eigentlichen Kauf. Tatsächlich fand eine Studie heraus, dass Desktop-User im Jahr 2019 eine Conversion-Rate von 4,14 Prozent hatten. Dies steht im Vergleich zu einer Conversion-Rate von 3,36 Prozent bei Tablet-Usern und 1,53 Prozent bei Smartphone-Usern.
Günstiger, einfacher und trotzdem mobilfreundlich: Spricht also alles für eine Website?
Pro und Contra für Websites
- Plattformunabhängigkeit: Websites können auf verschiedenen Endgeräten und Betriebssystemen angezeigt werden.
- Kostengünstiger: Erstellung und Wartung einer Website sind in der Regel günstiger als die Entwicklung einer App.
- Niedrigere Hürde: Neue Nutzerinnen und Nutzer können schneller auf eine Website zugreifen, ohne eine App herunterladen zu müssen.
- Flexibilität: Websites können schnell aktualisiert und an neue Anforderungen angepasst werden.
- Geringer Speicherbedarf: Sie verbrauchen wenig Speicherplatz auf den Geräten der Nutzerinnen und Nutzer.
- Abhängigkeit von Internetverbindung: Websites benötigen eine aktive Internetverbindung, um genutzt werden zu können.
- Eingeschränkte Funktionalität: Sie können nicht nativ auf alle Geräte-Features (zum Beispiel Kamera, Mikrofon, GPS) zugreifen.
- Geringere Verweildauer: Nutzerinnen und Nutzer verbringen oft weniger Zeit auf Websites im Vergleich zu Apps.
- Keine Push-Benachrichtigungen: Websites können keine direkten Benachrichtigungen an Nutzerinnen und Nutzer senden.
- SEO-Abhängigkeit: Sichtbarkeit und Traffic hängen stark von Suchmaschinenoptimierung und -marketing ab.
App-Nutzerinnen und -Nutzer bleiben länger
Wenn es um die volle Funktionalität von mobilen Endgeräten geht, führt kaum ein Weg an einer App vorbei. Vor rund 15 Jahren präsentierte Apple den Slogan „There is an app for that“ – und Millionen von kleinen Programmen im „App Store“ und bei „Google Play“ machen ihn mittlerweile wahr. Navigationsgeräte, MP3-Player, Fahrscheine: Viele physische Dinge wurden durch Smartphones und somit durch Apps ersetzt.
Im Bereich der Kommunikation ist diese Entwicklung nochmals stärker. Nachrichten schreiben, Bilder teilen oder Videos aufnehmen passiert alles mit einem Gerät, das die meisten Menschen mittlerweile permanent bei sich haben. Daher ist klar, dass die Nutzungsdauer von Smartphones zugenommen hat. Und Apps haben einen wesentlichen Anteil daran, dass Menschen immer mehr Zeit mit ihrem Mobiltelefon verbringen.
Die kleinen Icons auf dem Homescreen sind dabei nicht nur Verknüpfungen, sondern auch permanente kleine Erinnerungen an ein Unternehmen oder einen Service. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Verweildauer bei Apps höher ist als die auf Websites. Die kleinen Programme funktionieren zudem auch offline, können auf Geräte-Features wie GPS-Lokalisierung, Kamera und Kontaktliste zugreifen. Bei der User Experience von Websites hingegen können Unternehmen nicht sicher sein, ob Nutzerinnen und Nutzer tatsächlich auch eine Kamera oder ein Mikrofon an ihren Computer angeschlossen haben.
Push-Nachrichten können User auch auf neue Inhalte von Apps aufmerksam machen, ohne dass das Programm selbst in dem Moment genutzt werden muss. Praktisch für News, aber auch für Marketingaktionen.
Jedoch ist bei Apps nicht alles einfach. Während Websites mit Suchmaschinenoptimierung und ‑marketing um Interesse kämpfen, führt auch in App-Stores meist kein Weg an bezahlter Aufmerksamkeit vorbei. Sie kosten in der Entwicklung häufig mehr, und auch wenn In-App-Käufe sehr einfach gestaltet werden können, bei digitalen Einkäufen nehmen Google und Apple eine Gebühr von bis zu 30 Prozent. Dies kann auch Abonnements betreffen. Je nach Unternehmen und verkauftem Produkt kann das die Gewinnmarge so weit schmälern, dass sich ein Verkauf in Apps nicht mehr lohnt. Ausnahmen von der Gebühr sind reguliert und selten.
Pro und Contra für Apps
- Höhere Verweildauer: Nutzerinnen und Nutzer verbringen oft mehr Zeit mit Apps als auf Websites.
- Offline-Funktionalität: Apps können auch ohne Internetverbindung genutzt werden.
- Geräte-Integration: Sie können auf verschiedene Geräte-Features wie GPS, Kamera und Kontaktliste zugreifen.
- Push-Benachrichtigungen: Apps können Nutzerinnen und Nutzer direkt über neue Inhalte informieren.
- Starke Präsenz: Apps bieten durch ihre Icons auf dem Homescreen eine permanente Präsenz und Erinnerung an das Unternehmen.
- Höhere Entwicklungskosten: Die Erstellung und Wartung einer App sind in der Regel teurer als bei Websites.
- Plattformabhängigkeit: Apps müssen oft für verschiedene Betriebssysteme (iOS und Android) entwickelt werden.
- Höhere Einstiegshürde: Nutzerinnen und Nutzer müssen eine App erst herunterladen und installieren, bevor sie sie nutzen können.
- Gebühren bei In-App-Käufen: Google und Apple erheben eine Gebühr von bis zu 30 Prozent bei digitalen Einkäufen und Abonnements in Apps, was die Gewinnmargen schmälern kann.
- Speicherbedarf: Apps verbrauchen Speicherplatz auf den Geräten der Nutzerinnen und Nutzer.
E-Commerce: Apps lösen mehr und mehr Websites ab
Ob eher Apps oder eine Website im Fokus stehen, hängt stark davon ab, wen man warum erreichen will. Im B2C-E-Commerce ist an vielen Stellen gerade der Trend zu sehen, dass die klassische Website durch Apps abgelöst wird. Seit einigen Jahren sind Smartphones und Tablets die bevorzugten Geräte von Konsumenteninnen und Konsumenten beim Online-Shopping.
Ein gutes Praxisbeispiel ist Otto. Der Versandhändler konnte seine Nutzerzahlen bei der App stetig steigern, das Wachstum ist mittlerweile deutlich relevanter als das der Website. „War es vor einigen Jahren noch eher ungewöhnlich, mobil einzukaufen, ist der Einkauf per App heute für viele Menschen ganz normal. Apps gelten als besonders bequem, schnell und sicher, das lässt die Nutzerzahlen nach oben schnellen“, fasst es Marian Bucher, zuständig für Vermarktung und Weiterentwicklung der Otto-App, zusammen.
„Wir beobachten, dass uns App-Nutzer im Vergleich zum Webshop-User häufiger besuchen, dafür aber kürzer bleiben. Zudem stöbern sie deutlich mehr. In Summe führt das zu einer erhöhten Interaktion, die wir weiter ausbauen möchten. Auch interessant: Der Männeranteil bei der App liegt im Vergleich zur Website um rund ein Drittel höher, zudem ist das Durchschnittsalter bei der App geringer“, ergänzt sein Kollege Julian Komar.
Der Trend hin zu einer erhöhten App-Nutzung ist nicht für jede Branche eindeutig feststellbar. Je nach Zielgruppe, Art der Produkte und Gewohnheiten gibt es Unterschiede. Aber während der Pandemie stieg die Zahl der Installationen von Retail-Apps merklich an, und der Trend hat sich seitdem vielerorts fortgesetzt. Im E-Commerce wird seit 2022 das meiste über mobile Endgeräte verkauft, rund 65 Prozent der Absätze kamen 2022 von Mobilgeräten.
Das betrifft nicht nur Versandhändler wie Otto, auch Lebensmittelhändler wie Edeka, Rewe und Lidl können sich über eine rege Nachfrage nach ihren Apps freuen. Der Branchenverband Bitkom gab Anfang 2024 bekannt, dass über die Hälfte (58 Prozent) der Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer in Deutschland mindestens eine App von Lebensmittelhändlern auf dem Smartphone installiert hat.
Ob sich für ein Unternehmen eher eine Website oder eine App lohnt, kommt also stark darauf an, welchen Markt man bedient. Wichtiger als die Abwägung der technischen Vor- und Nachteile sind die Präferenzen der Zielgruppe. Denn die bestgestaltete Website oder die innovativste App nützt wenig, wenn sie nicht zum Verhalten der User passt. Die richtige Strategie wird für viele Unternehmen eine Kombination aus beiden sein, um bestmöglich auf die Veränderungen beim Nutzungsverhalten reagieren zu können.
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